ADFC fordert upgrade für den Dickswall
Der Dickswall in der Mülheimer Innenstadt ist auch nach dem Umbau ein echter Albtraum für Radelnde. Wir haben im Mobilitätsausschuss der Stadt nun eine dringende Veränderung gefordert.
Bereits im letzten Jahr haben wir uns auch über die Presse bei der Stadt Mülheim an der Ruhr über die Umsetzung der Radverkehrsanlagen auf dem Dickswall beschwert (siehe link zum Artikel rechts). Nun gehen wir noch einmal in die Offensive mit diesem Antrag an den Mobilitätsausschuss:
Als Mitglieder des ADFC Oberhausen/Mülheim setzen wir uns für die Anliegen aller radfahrender Bürger*innen in Mülheim an der Ruhr ein. Im Rahmen des Mapathon-Prozesses haben wir zusammen mit anderen Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt ein neues Radverkehrsnetz für Mülheim an der Ruhr erarbeitet und dabei auch Anregungen für Verbesserungen vor Ort in Form von neuen oder zu ändernden Markierungen, Beschilderungen, Ampelschaltungen etc. gesammelt. Diese bringen wir nunmehr in Form von Anregungen nach § 24 GO in die politische Diskussion ein.
Unsere Anregung:
Der Straßenzug Dickswall zwischen Kaiserplatz und Oststraße / Essener Straße einschließlich der T-Kreuzung mit dem Tourainer Ring muss so umgestaltet werden, dass er die Mobilität aller Verkehrsteilnehmenden sicher und effizient ermöglicht. Dabei ist im Sinne von Klima- und Umweltschutz die Verlagerung von Verkehrsströmen vom vorherrschenden individuellen motorisierten Verkehr hin zu nachhaltigen Mobilitätsformen (Fuß- und Radverkehr, öffentlicher Verkehr) und damit im Sinne von Klima- und Umweltschutz zu antizipieren und eine entsprechende Infrastruktur bereitzustellen.
Nach Abschluss der Kanalsanierung darf keine Wiederherstellung des bisherigen Verkehrsraumdesigns erfolgen – auch nicht nach dem Stand der Verkehrsplanung im Jahr 2007.
Begründung:
Wir sehen hier ein enormes Potenzial für die Verkehrswende. Auf Karten, im NRW-Routenplaner und laut Ausschilderung ist die Strecke von der Kreuzung „Stadtmitte“ bis zur Oststraße Bestandteil des
Radverkehrsnetzes NRW, verbindet Mülheim an der Ruhr mit Essen. Der Dickswall in der Talsohle des Rumbachs ist die Hauptachse aller Verkehrsströme aus dem Zentrum Richtung Osten. In seiner heutigen Ausgestaltung stellt er eine Barriere für den Radverkehr zwischen dem Südviertel mit seinen vielen Schulen, dem nahen Bahnhof und den nördlichen Stadtteilen dar: Die genannten Quellen und Ziele werden durch die aktuelle Verkehrssituation voneinander abgeschnitten.
Außerdem führt die Strecke auf kurzem Wege zu Fuß ins Rumbachtal oder weiter per Rad in die Grünflächen auf den Ruhrhöhen, erschließt also wohnortnahe Erholungsmöglichkeiten.
Die Situation des Radverkehrs auf dem Dickswall ist dadurch gekennzeichnet, dass die „Unerschrockenen“, also die wenigen heute dort Radfahrenden, im Freizeitbereich sehr wohl diese Ost-West-Achse nutzen, die „ängstliche Mehrheit“, auch Erwachsene, dagegen auf Gehwege ausweicht. Das geschieht auch dort, wo es heute schon unzulässig ist.
Dazu kommen aktuelle Beeinträchtigungen: Während der Bauarbeiten wurde und wird die Verkehrsführung mehrfach geändert – nicht immer wird auch an die Radfahrenden gedacht. Die aus
dem großflächigen Tourainer Ring kommenden Kraftfahrzeuge biegen zur Zeit zweispurig nach links in relativ schmale Fahrspuren ein, bedrängen sich und hupen. Hier wäre eine baustellenbedingte
Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h dringend geboten, was ja auch auch schon für die aus Richtung Kaiserplatz kommenden Fahrzeuge gilt. (Foto 1)
Auf Höhe der Von-Bock-Straße ist die Freigabe des Gehwegs für Radfahrende alternativlos aufgehoben worden (Foto 2), nach einer Engstelle taucht wieder ein Radweg auf, um in einen dicht an parkenden
Pkw vorbeiführenden Schutzstreifen überzugehen (Foto 3).
Unser Vorschlag
Die beste Möglichkeit, den Grundgedanken einer sicheren, komfortablen Verkehrsführung auch für Radfahrende angemessen umzusetzen, ist die Umwandlung des Straßenzugs zwischen Kaiserstraße bis zur Essener Straße in eine zweistreifige Verkehrsanlage für den Kraftfahrzeugverkehr mit breiten, farblich gekennzeichneten 2,50 m breiten Radwegen. Gehwege bleiben Gehwege – in heutiger Normbreite.
Das bedeutet:
- Auch die vielen besorgten Menschen, die gerne Radfahren möchten, können nun für Strecken von 2,5 bis 5 km aufs (vorhandene) Fahrrad umsteigen. Es werden Überholvorgänge möglich, Lastenräder und auch Spezialräder für Menschen mit Einschränkungen kommen mit der Infrastruktur zurecht.
- Eine Sicherung gegenüber der Fahrbahn und ggfs. die Einrichtung von Park- und Lieferzonen schützt die Gesamtheit der Radfahrenden (und weiteren Verkehrsteilnehmenden).
- Auf dieser Art Pop-up-Radweg kann sogar die Feuerwehr an den anderen Fahrzeugen vorbei zu ihrem Ziel kommen.
Wir sind der Meinung, dass eine solche Lösung eine zeitgemäße Antwort auf Probleme wie Unfallgefahren, Staus und die Unwirtlichkeit der Stadt darstellt. Die Umsetzung unseres Vorschlages sorgt dafür, dass die Lebensqualität in diesem Bereich Mülheims deutlich ansteigt.
Volkswirtschaftlich sind Investitionen in Fahrradförderung ein vielfacher Gewinn:
- Es profitieren die Gesundheit (mehr Bewegung, weniger Lärm, weniger Schadstoffe), die Umwelt, Mikro- und Makroklima.
- Das individuelle Zweirad stellt nach dem Öffentlichen Verkehr die raumökonomischste Variante der Fortbewegung dar: Dieselbe Fläche ermöglicht den Menschen eine Mobilität in deutlich höherer Zahl.
- Selbst der verbleibende Kraftfahrzeugverkehr (überwiegend Fahrzeuge mit nur einer Person darin und durch ihre Geschwindigkeit großem Platzbedarf) hätte mehr Sicherheit und bewegt sich in geringerer Zahl flüssiger durch die Stadt.
Vor allem aber erhöhen solche Maßnahmen den Radverkehrsanteil direkt und wirkungsvoll – die Metropolen Kopenhagen, Paris, Bremen mit ihren Fahrradzonen und der Berliner Bezirk Friedrichshain sind
Beispiele dafür. („Baut sie – und sie werden kommen“). Somit entspricht dieser Antrag dem Grundgedanken, dass die Stadt Mülheim an der Ruhr eine wirklich fahrrad- und fußgängerfreundliche Stadt
wird.