Tödlicher Radunfall am RS1: ADFC fordert Sofortmaßnahmen und sichere Wegeführung - ADFC Oberhausen/Mülheim

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Oberhausen/Mülheim e. V.

Trauer am Radschnellweg: Radler verünglückt

Tödlicher Radunfall am RS1: ADFC fordert Sofortmaßnahmen und sichere Wegeführung

Am Samstag, den 26. April 2025, kam abends ein 43-jähriger Radfahrer beim Versuch, vom Gelände der Hochschule Ruhr West (HRW) auf den tieferliegenden Radschnellweg RS 1 zu gelangen ums Leben. Unser tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen.

Eine bekannte Abkürzung – mit tödlichem Ausgang

Wie inzwischen bekannt wurde, benutzte der Verstorbene offenbar eine an der Westseite des Campus der HRW gelegene, aber seit 2020 verbotene Abkürzung. Dabei prallte er in der Dunkelheit gegen einen niedrigen Bordstein und stürzte über diesen auf den etwa einen halben Meter tiefer gelegenen Radschnellweg RS 1. Es ist bekannt, dass diese Abkürzung von vielen Radfahrenden regelmäßig genutzt wird. Der “Trampelpfad” auf der Wiese zwischen dem Bordstein und der Rampe zeigen dies deutlich.

Eigentlich sollen Radfahrende von Speldorf kommend an der Ampelkreuzung Mentzstraße (Haltestelle der Straßenbahn) die Duisburger Straße queren und dann am Gebäude 03 der HRW vorbei links abbiegen und über die schmale Rampe am Ausbauende in einer Spitzkehre auf den Radschnellweg fahren. Viele nutzen jedoch den breiten Weg an der Mensa entlang und über die Rampe neben Gebäude 02. Dadurch entsteht ein hoher Radverkehrsdruck auf dem ohnehin stark frequentierten Campus. Laut Sicherheitsdienst der HRW kommt es dort regelmäßig zu Beinahe-Kollisionen und kleineren Unfällen.

Es ist offensichtlich: Wenn Infrastruktur regelmäßig umgangen wird, ist sie gescheitert.

Der Unfall zeigt: Infrastruktur, die nicht intuitiv, sicher und verlässlich funktioniert, gefährdet Menschenleben. - Infrastruktur muss realitätsnah und fehlerverzeihend sein

Wir treten für eine Planung ein, die sicher, nachvollziehbar und komfortabel für alle ist. Das schließt insbesondere Wegeführungen an Bildungseinrichtungen bei Dunkelheit oder schlechtem Wetter ein.

Die beteiligten Institutionen müssen sofort handeln. Ein weiteres Abwarten wäre respektlos gegenüber dem Verstorbenen und gefährlich für alle, die weiterhin tagtäglich dieselbe Strecke nutzen.

Verwaltung verweist auf Formalitäten – ADFC und VCD handeln

Die Reaktionen der offiziellen Stellen zeigen zwar Bewegung, aber auch viel Bürokratie: Die Bauaufsicht weist darauf hin, dass keine Pflicht zur Absicherung besteht, weil der Absatz zwischen dem Gelände der HRW und dem Radschnellweg unter einem Meter ist. Die Stadt will nun den für das Hochschulgelände zuständigen Landesbetrieb BLB anschreiben, der wiederum gegenüber der Lokalpresse auf bestehende Rampen verweist. Gleichzeitig wird eingeräumt, dass bereits mehrere Unfälle an dieser Stelle bekannt sind. Vorschriften wurden eingehalten, aber Sicherheit wurde nicht geschaffen.  

Am 2. Mai haben wir daher zusammen mit dem VCD spontan mit Flatterband und Warnhinweisen eine provisorische Absperrung an der Gefahrenstelle angebracht – um zumindest kurzfristig Leben zu schützen. "Während Verwaltung und Eigentümer noch Zuständigkeiten klären, handeln wir. Die Verkehrssicherheit darf nicht von Zuständigkeitsdebatten abhängen,“ so unsere Sprecherin Gudrun Fürtges.

Problemzone HRW entschärfen – RS 1 verlängern

Ein provisorischer Weg, wie im Bebauungsplan von 2021 vorgesehen, hätte womöglich das Leben des Verstorbenen retten können. Die vor längerer Zeit vom VCD und am 29. April im Planungsausschuss vom Verkehrs- und Planungsdezernenten Felix Blasch vorgeschlagene Verlängerung des RS 1 zur Duisburger Straße westlich des HRW-Geländes unterstützen wir ausdrücklich – nicht nur zur Entschärfung der aktuellen Gefahrenstelle, sondern auch zur langfristigen Beruhigung des gesamten Campus.

Aber es bleibt ein ungutes Gefühl, dass jeder neue Vorschlag von Straßen.NRW als Vorwand genutzt werden könnte, den ohnehin stockenden Weiterbau weiter zu verzögern.

Unsere Forderungen sind daher:

  • Dauerhafte, bauliche Absicherung der Gefahrenstelle, unabhängig von der Fallhöhe: Geländer, Markierung, Beleuchtung.
  • Verzicht auf Durchfahrtsverbote, die nicht durchgesetzt oder beachtet werden, stattdessen: realistische, sichtbare und sichere Wegeführung.
  • Deutlich bessere Wegweisung der “richtigen” Wege und Markierung von Gefahrenpunkten!
  • Umsetzung der im Bebauungsplan beschlossenen RS1-Zuwegung auf der Brachfläche westlich der HRW.
  • Konsequente Druckausübung auf Straßen.NRW, den RS 1 zügig weiter zu bauen statt „Sackgassen“ als Dauerzustand zu akzeptieren
  • Verbindliche Zeitschiene für den weiteren Ausbau bis Speldorf und darüber hinaus.

Die Nachfrage ist längst da: Wenige Tage nach dem Unfall wurden am 1. Mai über 5.700 Radfahrende an der Zählstelle auf der Hochpromenade Nahe des Hauptbahnhofs  registriert. Diese Menschen verdienen sichere Wege!

ADFC Mülheim an der Ruhr
In Kooperation mit dem VCD 
Für eine sichere Verkehrsinfrastruktur – mit Verantwortung, Realitätssinn und Menschlichkeit.


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